Nach 44 Jahren in Pension: Rückblick mit Landesschulleiter OBR Josef Bader

30 Jahre leitete OBR Mag. Josef Bader die Geschicke der Landesfeuerwehrschule Burgenland. Mit insgesamt 44 Dienstjahren ist er einer der dienstältesten Angestellten im Landesfeuerwehrverbrand Burgenland. Kurz vor seiner Pensionierung steht er der WEHR Rede und Antwort und blickt auf spannende Jahre und Entwicklungen zurück.

INTERVIEW VON HBI Mag.(FH) Jacob Schumann MIT OBR Mag. Josef Bader

Unglaublich, aber wahr Josef, du arbeitest seit 44 Jahren an der Landesfeuerwehrschule?

Ja! 1977, kurz nach Abschluss der HTL, wollte ich Lehrer werden und hatte an der Pädagogischen Akademie inskribiert. Per Zufall stieß ich auf die Stellenausschreibung für einen Ausbilder an der Landesfeuerwehrschule Burgenland. Ich bewarb mich und wenige Wochen später war ich angestellt.

Wie war es damals an der Landesfeuerwehrschule und im Landesfeuerwehrkommando?

Landesfeuerwehrkommandant Ladislaus Widder und Schulleiter Ing. Manfred Seidl waren mit einem kleinen Häufchen an MitarbeiterInnen neun Jahre davor in die neue Landesfeuerwehrschule eingezogen. Der Aufbau eines schlagkräftigen Teams war erklärtes Ziel. Grundsätzlich hatten fast alle Männer eine Mehrfachverwendung im Ausbildungs-, Büro- oder Werkstättenbetrieb.

Ing. Manfred Seidl war Dienstellenleiter, Josef Strümpf, Gottfried Zalka und Roman Opitz waren die Ausbilder. Darüber hinaus gab es einige MitarbeiterInnen in den Büros, Küche, Kantine, Hausarbeit und Reinigung. Im selben Monat wie ich wurde übrigens Rudolf Zechmeister angestellt.

Dienstwohnungen boten etlichen MitarbeiterInnen und ihren Familien eine günstige Bleibe am Areal der Feuerwehrschule. Ich als Horitschoner war froh, eine dieser Wohnungen nutzen zu dürfen und wurde Eisenstädter.

Was waren damals die Arbeitsschwerpunkte?

Oberste Prämisse war die Ausrüstung der Feuerwehren zu verbessern. Massive Förderungen für Fahrzeugankäufe und Feuerwehrhausneubauten waren zu organisieren. Jährliche Ankaufsaktionen für Atemschutz, Funk, Schmutzwasserpumpen und Tauchpumpen waren große Aufgaben. Parallel zu den Anschaffungen mussten die Feuerwehrmitglieder in die Nutzung dieser neuen Ausrüstungen eingeschult werden. Dazu waren eine Reihe neuer Lehrgänge zu entwickeln. Auch hatte die Arbeit rund um die Feuerwehr-Leistungsbewerbe einen sehr hohen Stellenwert, was mit internationalen Spitzenplätzen in dieser Zeit belohnt wurde.

Und wie sah der Alltag an der Landesfeuerwehrschule aus?

Hauptsächlich ganzwöchige Lehrgänge mit 50 Teilnehmern, Nächtigungspflicht an der Landesfeuerwehrschule mit Einsatzbereitschaftsgruppe, 10 Bett-Zimmer-Einheiten, Massenwaschraum, Morgenapell im Schulhof mit Fahnenhissung, Lernunterlagen mit selbstvervielfältigten Frage-Antwort-Blättern.

Wichtigste Lehrmittel in den beiden Lehrsälen waren die Tafel, 16 mm Filme, Dias und Schnittmodelle von Armaturen, Geräten und Pumpen sowie ein Planspieltisch mitten im Raum. Für die praktische Ausbildung gab es drei Einsatzfahrzeuge und mehrere Anhänger sowie den Exerzier- und Übungshof. Trockene Löschgruppenübungen sowie Geräteeinschulungen und Maschinistenausbildungen waren die Regel. Realistische Einsatzübungen kamen eigentlich erst im Laufe der Jahre mit Schaffung der Übungsanlagen dazu.

Wie ging es weiter mit der Karriere des Josef Bader?

1977 wurde ich als Ausbilder eingestellt. Ab diesem Zeitpunkt war ich aber auch als Sachbearbeiter des Landesfeuerwehrverbandes (LFV) für verschiedenste Aufgabenbereiche tätig, damit verbunden auch in den einschlägigen ÖBFV-Gremien. Von Anfang an übernahm ich das Sachgebiet Funk und Alarmwesen und begleitete die Funkgeräteankäufe und vor allem Planung und Ausbau des einheitlichen Notrufes 122 und des Sirenensteuersystems, bis Ing. Richard Prunner diesen Bereich übernahm. Zu Beginn war ich auch als Sachbearbeiter für vorbeugenden Brandschutz unterwegs, bis Ing. Martin Mittnecker mit der Brandverhütungsstelle diese Tätigkeiten übernahm. Im Gefährliche Stoffe- und Strahlenschutzdienst durfte ich die Entwicklung und den Ausbau des neuen Einsatz- und Ausrüstungskonzeptes begleiten, bis schließlich Ing. Andreas Braunstein und Hannes Zehetbauer dies übernahmen. Im Sachgebiet Katastrophenhilfsdienst gab es die neuen gesetzlichen Vorgaben im LFV umzusetzen, bis Ing. Gerald Klemenschitz diese Aufgaben übernahm.

Selbstverständlich war ich auch in all diesen Themenbereichen als Ausbilder und Lehrgangsleiter eingesetzt. 1990 wurde ich schließlich Schulleiterstellvertreter und nachdem Ing. Manfred Seidl neuer Landesfeuerwehrkommandant geworden war, rückte ich 1991 als Schulleiter nach.

Du warst aber auch auf Bundebene aktiv?

Ja, neben den geschilderten Sachgebieten war ich unter anderem mit der pädagogischen Ausbildung der neuen Ausbilder aller Feuerwehrschulen befasst. Eine große Herausforderung war die Leitung des ÖBFV Sachgebietes „Landesfeuerwehrschulen“ in den Jahren 2010 bis 2014. In dieser Zeit wurde an allen Feuerwehrschulen das Qualitätsmanagement nach ISO 9001 sowie ein Kompetenzkatalog mit Kompetenzprofilen für alle Funktionen im Feuerwehrbereich eingeführt. Damit ging mein langgehegter Wunsch in Erfüllung, Möglichkeiten zu finden, um die Ausbildung und Einsatzerfahrungen der Feuerwehrleute gegenüber Arbeitgebern, Bildungssystem und Öffentlichkeit besser verkaufen zu können. Außerdem darf ich seit 1998 das Referat „Einsatz- und Ausbildung“ des ÖBFV als Referatsleiterstellvertreter mitgestalten.

Was waren die größten Änderungen beim Lehrgangsangebot an der Landesfeuerwehrschule?

In den 80-er und 90-er Jahren kamen neue Themengebiete auf und neue Lehrgänge wurden entwickelt: Atemschutz, Funk, Technischer Einsatz, Gefährliche Stoffe, Strahlenschutz und Katastrophenschutz. Damit wir das an der LFS alles unter einen Hut bringen konnten, haben wir 1996 die Grundausbildung in die Feuerwehren und Bezirke verlagert und gleichzeitig für die Feuerwehren das Handbuch zur Grundausbildung entwickelt. Dieser Schritt wurde gleichzeitig mit allen Bundesländern gesetzt. Gleichzeitig wurde ein Seminar „Ausbildung der Feuerwehr“ ins Programm der Feuerwehrschule aufgenommen, um die Ortsfeuerwehren hier bestmöglichst zu unterstützen.  Im selben Zuge konnten persönlichkeitsbildende Lehrgänge wie Menschenführung, Rhetorik und Öffentlichkeitsarbeit und Stressverarbeitung nach belastenden Einsätzen an der LFS angeboten werden, was mir persönlich ein großes Anliegen war.

Bedingt durch das geänderte Einsatzaufkommen im Burgenland haben wir ab der Jahrtausendwende die Ausbildung zu Hochwasser, Retten aus Tiefen und Höhen, Schiffsführer, Hubstapler- und Kranfahrer und Drehleitermaschinisten in Angriff genommen. Auch die Administrations- und Verwaltungsausbildung musste als Reaktion auf neue EDV-Möglichkeiten adaptiert werden. Die zunehmende Komplexität der Feuerwehreinsätze brachte die Intensivierung der Gruppen- und Zugskommandanten- sowie der Einsatzleiter- und Stabsausbildung mit sich.

Allein ein Blick auf die Zahlen zeigt eine massive Weiterentwicklung der Landesfeuerwehrschule: Die Teilnehmerzahlen konnten von 1.000 auf rund 5.500 Teilnehmer pro Jahr gesteigert werden. Die Zahl der Ausbilder wuchs von vier auf neun Hauptberufliche. Diese werden zusätzlich von den Kolleginnen und Kollegen anderer Abteilungen bei der Ausbildung unterstützt und ohne die Gastausbilder wäre das heutige Programm der Schule nicht möglich: Insgesamt 130 Feuerwehrleute und Experten sind heute für die LFS in der Aus- und Weiterbildung unserer Feuerwehrleute tätig.

Neben dem Ausbildungskonzept hat sich doch sicherlich auch Baulich einiges geändert?

Für eine realistischere Ausbildung wurden zunächst das holzbefeuerte Brandhaus und die Atemschutzzentrale errichtet. Später kamen Übungsanlagen wie Grünfuttersilo, Eisenbahn- und Verkehrsunfallanlage, Übungshaus, Kriechstrecke sowie die Räumungs- und Orientierungsanlage dazu.

Dank dreier EU-Projekte und großer finanzielle Anstrengungen des Landes konnten um die Jahrtausendwende neue Ausbildungshallen, der große Lehrsaal und das neue gasbefeuerte Brandhaus samt angeschlossenem Servicegebäude errichtet und das alte Brandhaus zum Hochwasser-Übungshaus umfunktioniert werden.  Trotzdem: Unser Hauptgebäude ist heute aber über 60 Jahre alt, weshalb auch Umbau- bzw. Neubaupläne mit der Landespolitik entwickelt werden.

Im Bereich der EDV hat sich auch viel geändert. Wie hat das die Schule betroffen?

Zuerst gab es im Schulbüro Schreibmaschinen und Fernschreiber. Blaupausen dienten der Vervielfältigung, Dateikarten und Ordner dem Archivieren und Briefe der nachweislichen Kommunikation nach außen. Fax, Kopierer und Computer schufen ab den 90er Jahren vollkommen neue Möglichkeiten der Administration im Schulbüro. Und die Einführung des syBOS-Verwaltungsprogramm hat die Administration aber auch Kommunikation gewaltig vereinfacht.

Zuletzt hat die Landesfeuerwehrschule mit den dem Online-Lernangebot auf sich aufmerksam gemacht. Sicherlich ein Projekt dass viele Jahre in Anspruch genommen hat?

Aktuell haben wir bereits 10 eLehrgänge zur ergänzenden Theorieausbildung und zum Teil als Ersatz von Präsenzlehrgängen eingeführt. Mittlerweile nehmen fast die Hälfte unserer Lehrgangsteilnehmer an eLehrgängen teil.

Das ging natürlich nicht von heute auf morgen. Mehrere Umfragen unter den Feuerwehren und auch interne Strategieschwerpunkte zeigten die Notwendigkeit, den Feuerwehren orts- und zeitunabhängiges Lernen anzubieten. Die Corona-Pandemie hat hier aber sicher nochmal die Entwicklung enorm beschleunigt und so konnten wir 2020 die Lernplattform entwickeln und die ersten eLehrgänge anbieten. Diese Umstellung ist eine der massivsten Änderungen im Feuerwehr-Ausbildungsgeschehen, aber der Vorteil liegt vor allem für die Teilnehmer auf der Hand: Bis zum Abschluss der Kommandanten-Ausbildung werden nun sechs Präsenztage eingespart, an denen sich die TeilnehmerInnen keinen Urlaub nehmen müssen und die Inhalte selbständig zuhause erlernen können – natürlich mit Unterstützung der Landesfeuerwehrschule.

Wie hat sich durch den Online-Fokus die Arbeit der Ausbilder geändert?

Die Haupttätigkeit der Ausbilder hat sich stark erweitert. Zum Vortragen im Lehrsaal und Ausbilden im praktischen Stationsbetrieb ist das eLearning-gerechte Aufbereiten der Ausbildungsthemen sowie das Begleiten der TeilnehmerInnen beim zuhause Lernen hinzugekommen.

Zusätzlich wurden die verbliebenen Präsenzlehrgänge infolge der bereits im eLearning vermittelten Theorieteile wesentlich praxisbetonter. Das ist personalintensiv und braucht mehr Ausbilderzeit als bisher. Und auch in der Administration darf man die Zusatzaufwände nicht unterschätzen. Daher wurde in den vergangenen Monaten sehr auf Mitarbeiteraufstockung gepocht. Damit ist nun demnächst zu rechnen.

Rückblickend muss ich jedoch sagen, dass sich nach dem „Ja“ der Verantwortungsträger eine Dynamik und Selbstverantwortung im ganzen Team der Landesfeuerwehrschule entwickelte hat, die ich so nie erwartet hätte.

Welchen Ratschlag gibst du deinem Nachfolger mit?

Immer das Ziel der Stärkung der Feuerwehren im Auge behalten, Ideen im Team zu entwickeln und gemeinsam dranbleiben. Geduld haben und Nachjustieren.